Ein Totengräber als Konstante
Ein Catcher also. Carol lag in jener Nacht noch lange wach. Zu detailliert berichtete ihr die alte Dame von der Zukunft ihres ungeborenen Kindes. Fragen lies sie dabei keine zu. Die Frau muss eine Hexe sein. Wieder erschauderte sie.
Sie dachte an jene Passagen zurück, in denen Madame Medusa über den unheimlichen schwarzen Mann mit den blutleeren Augen sprach. Der Totengräber. Einen anderen Namen hatte er nicht. Zweimal wird er die berufliche Laufbahn ihres Sohnes beenden. Das erste Mal verletzt er Michaels Rücken so stark, dass seine Rückkehr in den Ring vier Jahre später an ein Wunder grenzt.
Beim zweiten Mal, viele Jahre nach dem ersten Rücktritt, beendet ihr Sohn freiwillig seine Karriere. In zwei aufeinanderfolgenden Schlachten konnte er den Totengräber nicht besiegen. Es wird das letzte Kapitel in der langen Geschichte der beiden Männer sein, deren Wege sich immer und immer wieder kreuzen sollen.
Carol konnte sich nicht an jedes Aufeinandertreffen mit dem Totengräber erinnern, aber in jenem Kampf, der den Rücken ihres Sohnes fast irreparabel beschädigt, geht es darum, den jeweils Anderen in einen Sarg zu befördern – bei lebendigem Leibe. Ein anderes Mal trifft man sich in einem Käfig aus Stahl, der keinen Ausgang besitzt. Niemals zuvor hatte es einen solchen Kampf gegeben. Am Ende wird der Totengräber den blutüberströmten Michael im Ring zurücklassen.
Viele Jahre später folgen zwei weitere Kämpfe, welche so gut sein sollen, dass noch viele Generationen davon sprechen werden. Gleichzeitig markieren sie das Ende der Ära ihres berufsringenden Sohnes, der jetzt gerade noch in ihrem Bauch wohnt. Michael wird zu diesem Zeitpunkt 44 Jahre alt sein.
Und dann musste Carol doch ein wenig grinsen. 2009 oder 2010 grenzte sie ein. Madame Medusa sagte ihr, dass ihr Sohn weltberühmt werden wird. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ein Wrestler auf der ganzen Welt bekannt wird. Hier in Amerika war man als Berufsringer berühmt, wenn die Leute einen im eigenen Bundesstaat kennen. Zwar sagte ihr die Frau auch, dass es irgendwann landesweite Promotions geben soll, aber selbst wenn, warum soll sich der Rest der Welt dafür interessieren. Die Hexe ist verrückt, dachte sich Carol und schlief dann doch ein. Sie träumte von dem Catcher Shawn Michaels – so hatte Medusa ihren Sohn beharrlich genannt.
Ein echt schöner, und vorallem ein außergewöhnlicher Artikel, über eine der schillerndsten Persönlichkeiten im Wrestling Business aller Zeiten.
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Ein wirklich toller Artikel !!!!!! Liest sich, wie eine spannende Kurzgeschichte basierend auf dem Leben der Legende Shawn Michaels. Das Wechselspiel zwischen der fiktiven Geschichte und der Auflistung der tatsächlich geschehenen Höhenpunkte seiner Karriere, macht es sehr spannend und lässt sich dabei sehr flüssig lesen.