Der Nachfolger von Jeff Hardy & Sting: Darby Allin

Ob durch einen Sprung von einer Brücke, einen Coffin Drop auf den Ringrand oder gar in einem Leichensack an einem fahrenden Auto hängend – Darby Allin verschiebt regelmäßig die Grenzen des Vorstellbaren bei AEW.

Doch wie kam der 28-jährige zu seinem riskanten Lebensstil? Was macht er privat? Und was brachte ihn zu All Elite Wrestling?

Darby Allin wurde am 7. Januar 1993 als Samuel Ratsch in Seattle geboren. Schon als Kind war er vom Wrestling begeistert. Er bewunderte die Wrestler und sah es als Kunst an, den eigenen Körper derart aufs Spiel zu setzen.

Später studierte er an einer Filmschule in Arizona, die er jedoch abbrach. Er wollte sich fortan dem professionellen Skateboarden widmen. Das Skateboard ist bis heute ein Markenzeichen Allins. Im Internet und auch in vielen Promos von Allin sind teilweise brutale Stunts zu sehen. Oft springt er darin mit dem Skateboard von Hausdächern oder anderen hohen Gebilden.

Darby Allin war noch nie jemand, der sich gesellschaftskonform verhalten hat. Er war über einen Zeitraum von drei Jahren obdachlos und schlief teilweise in seinem Auto, da er sich nicht den bürgerlichen Normen beugen wollte. Er beschreibt sich selbst als unerbitterlich, könne nicht einfach stehen bleiben, müsse sich immer nach vorne bewegen. Sein Wille, besser zu werden, treibe ihn weiter an. Mit dem „Relentless“-Tattoo auf seinem Nacken wollte er dieses Lebensmotto auch künstlerisch aufzeigen.

Körperkunst spielt für Allin eine große Rolle. So ist sein kompletter linker Arm von einem Tattoo bedeckt, das ein Ultraschallbild seines Arms sein soll. Auf seinen Fingerknöcheln trägt er den Schriftzug „Drug free“. Dieser soll seinen „Straight-Edge“-Lebensstil zur Schau stellen. Er erklärte in einem Interview, dass er gesehen habe, wie viel talentierte Freunde an der Drogensucht gescheitert seien. Für ihn dürfe es keine Ausreden gebe. Wenn er scheitern sollte, sei es sein eigener Fehler.

Er musste bereits im Alter von fünf Jahren einen schweren Schicksalsschlag verdauen. Bei einem Ausflug mit seinem Onkel verlor dieser die Kontrolle über das Auto. Sein Onkel starb durch den Unfall, Darby trug vor allem eine innere Narbe davon.

Allin ist großer Fan der Musikrichtung Punk. Vor allem sein Wrestlername zeigt das, da er aus den Namen zweier Punkmusiker zusammengesetzt ist. Sein Musikgeschmack und seine Tattoos zeigen seine Abgrenzung von gesellschaftlichen Vorgaben.

Seine ersten Schritte im Wrestling-Geschäft machte Allin im Jahr 2015. Nachdem seine Karriere im Skateboarden gescheitert war, wollte er einen Neuanfang wagen. Wrestling eröffnete ihm mehr Optionen. Darby suchte eine Möglichkeit, ein Publikum, um seinen Schmerz zur Schau zu stellen. Im Wrestling fühlte er sich integriert, da das Publikum seinen Drang nach Schmerzen akzeptierte.

Besonders seine Gesichtsbemalung ließ ihn schnell hervorstechen. Er bemalt eine Hälfte seines Gesichts mit weißer und schwarzer Farbe. Mit der Bemalung will er zeigen, dass fünfzig Prozent von ihm seit dem Autounfall innerlich tot sind.              Für ihn ist die Farbe mehr als nur ein Gimmick. Er sieht es als eine Möglichkeit, seine Gefühle auszudrücken.

Seine ersten Auftritte vor größerem Publikum machte Allin ab 2016 bei den NXT-nahen EVOLVE-Shows. Dort traf er auch auf WWE-Talente, unter anderem auch auf Roderick Strong und Velveteen Dream. Eine Unterschrift beim Marktführer stand für Darby jedoch zu keinem Zeitpunkt zur Diskussion.

Allin filmt und produziert seine Promovideos selbst und überrascht die Zuschauer mit immer neuen Ideen. Ein Sprung von einer Brücke in einen Fluss ist hierbei noch einer der harmloseren Stunts, die er für seine Videos nutzt. Auch seine Vergangenheit im Skateboarden wird immer wieder aufgegriffen. So war auch Skater-Legende Tony Hawk bereits in einem Promovideo zu sehen.

Diese künstlerische Freiheit war einer der Gründe, weshalb er im April 2019 bei All Elite Wrestling unterschrieb. Nur zwei Monate später durfte er sich direkt im ganz großen Licht präsentieren. Gegen eines der Gesichter von AEW, Cody Rhodes, konnte Darby ein Unentschieden nach Ablauf des Zeitlimits erreichen.

Drei Wochen nach TV-Start wurde Darby eine noch größere Ehre zugleich. Er durfte im Main Event von AEW Dynamite Chris Jericho für die AEW World Championship herausfordern. Nach einem harten Kampf unterlag er Jericho jedoch. Trotz der Niederlage wurde Darby zum Liebling der Massen und konnte sich im Produkt etablieren.  Im August 2020 durfte er erneut um den World Title antreten, dieses Mal gegen Jon Moxley. Wieder unterlag Darby, wieder steigerte er seine Popularität.                So sehr, dass er für Full Gear im November ein Match um den TNT-Titel von Cody Rhodes bekam und den Titel gewinnen durfte.

Nur vier Wochen später sollte er mit Sting eine Legende als Mentor erhalten. Viele Ähnlichkeiten der beiden wurden deutlich. Darby beschreibt diese Ähnlichkeiten jedoch als zufällig und ungewollt. Unter und vielleicht auch bald gegen Sting kann sich Darby zu einem der größten Stars einer neuen Generation entwickeln. Viele Experten zeigen ihm eine große Zukunft auf.

Allins Furchtlosigkeit prägt Aktionen im Ring. Als eher schmächtiger Wrestler wird Darby meist der Rolle des Underdogs gerecht. Um seine Siege dennoch realistisch aussehen zu lassen, müssen seine Angriffe besonders hart aussehen. Sein riskanter Wrestlingstil spielt ihm hierbei weiter in die Karten. Brutal aussehende Sprünge durch die Ringseile nach außen erweisen sich hierfür oft als gutes Mittel. Doch auch sein Finisher, der Coffin Drop, ein Sprung mit dem Rücken voran auf den liegenden Gegner, bietet genug Potential für schmerzhafte Landungen.

Seine Promovideos ermöglichen es ihm jedoch am besten, seine teilweise wahnwitzigen Aktionen einem Publikum zu präsentieren.

Sei es nun in einem Leichensack an einem fahrenden Auto hängend oder von einer Brücke springend – Darby Allin ist nichts zu riskant.

Dem jungen Amerikaner blüht als Teil der neuen Generation von Talenten eine große Zukunft bei All Elite Wrestling. Den Mut zum Risiko hat er auf jeden Fall.

??????????: Tim Henrich, Jonathan Guthy, Peer Oberhoff (https://twitter.com/OberhoffPeer)

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