Ist AEW wirklich so gut? (+Ansage an alle Fanboys)

Dieser Video-Artikel ist keine reine Analyse, sondern enthält Kommentar-Elemente mit persönlicher Meinung.

AEW wird oft romantisiert, überhypt und auch zurecht gelobt. WWE-Verdrossene sehen in AEW neue Hoffnung für ihre Wrestling-Leidenschaft. Natürlich ist WWE dann schnell in der Rolle des ewigen Enttäuschers und AEW der Heilsbringer. Diese Hoffnungsträger-Rolle von AEW ist Fluch und Segen zugleich. Es ist nie gut, wenn ein Produkt überhypt wird. Es gibt peinliche Momente, Fan-Kritik an Storylines oder Booking-Entscheidungen. AEW ist nicht das Nonplusultra. Aber sie sind nicht WWE. Deswegen verzeiht man ihnen mehr. Und es lässt sich argumentieren, dass sie eine zeitgemäßere und unterhaltsamere Erzählweise von Wrestling wählen. Trotzdem: Dieser Fight zwischen WWE- und AEW-Fans ist toxisch, total nervig und absolut daneben. Häufig disqualifizieren sich beide Seiten dabei und beide wirken wie verblendet-intollerante Fanboys, die aus Prinzip dagegen oder dafür sind.

Lasst uns einen wohlwollenden, aber nicht überhypenden Blick auf AEW werfen. Gleichzeitig WWE kritisieren, aber nicht aus Prinzip, sondern ebenfalls mit Wohlwollen.

Ist AEW wirklich so gut?

Seit der Gründung von All Elite Wrestling am ersten Januar 2019 hat die noch junge Promotion das Wrestling-Geschäft stark verändert. Viele Fans hofften auf eine erneute Hochphase des Wrestlings. Besonders ein offener Wettkampf mit der WWE war für viele Zuschauer ein Traum. Mittlerweile läuft AEW Dynamite seit über anderthalb Jahren im TV und erzielt oft starke Quoten.

Der Kader

Bei AEW stehen im Moment über 100 Wrestlerinnen und Wrestler unter Vertrag, einer der größten Kader weltweit. Das Talent innerhalb der Liga ist riesig, viele internationale Topstars wie Kenny Omega, Sting oder Chris Jericho stehen dort regelmäßig im Ring. Die Mischung aus langjähriger, weltweiter Erfahrung und ersten Schritten im Geschäft des Pro Wrestlings machen AEW aus.

Die Zukunft der Promotion liegt auf den Schultern vieler junger Wrestler, die dafür aber auch den nötigen Aufbau erhalten. Bereits jetzt sind junge Talente wie         Darby Allin oder Jungle Boy sind heute schon als Publikumslieblinge tragende Stützen des Produkts. Doch auch Bösewichte wie der erst 25 Jahre alte MJF sind bereits voll integriert und in große Fehden verwickelt.

Doch auch Altstars sind bei AEW involviert, sei es als Trainer, Manager oder noch aktiv im Ring. Große Namen wie Arn Anderson, Billy Gunn und Mark Henry können den jüngeren Wrestlern noch viel beibringen. Doch nicht jedem gefällt die Einsetzung der älteren Ringkämpfer. Besonders die In-Ring Aktivitäten von Sting oder Tully Blanchard stoßen bei Fans aufgrund des Alters der beiden immer wieder auf viel Kritik.

Trotz des augenscheinlich guten Kaders hat AEW jedoch Schwierigkeiten damit, allen genug TV-Zeit zu geben. Das Roster ist zu groß, viele Stars wie Santana und Ortiz oder Rey Fenix bleiben auf der Strecke.

Auch die Anzahl der verschiedenen Gruppierungen ist für manchen Zuschauer sehr unübersichtlich. Wirkliche Einzelkämpfer sind bei AEW schwer zu finden, in fast jeder Fehde ist mindestens eine Gruppierung involviert. Oftmals ist es so schwer, die Übersicht zu behalten.

Das Booking

Wer auf das konsequente Erzählen von Geschichten über einen langen Zeitraum steht, für den ist All Elite Wrestling genau das Richtige. Viele Fehden werden langsam und konsequent aufgebaut und es wird Wert auf kleine Details gelegt. Besonders Titelkämpfe werden in den meisten Fällen sinnvoll erklärt und erhalten eine gewisse Vorlaufzeit. So wirkt die Geschichte um den Kampf realer und die Fans können Vorfreude aufbauen.

Die Zuschauer stehen bei AEW im Fokus. Sie werden grundsätzlich als klug und informiert angesehen und nicht für dumm verkauft. Ihre Kritik wird wahrgenommen und Pannen oder Fehler werden erklärt, anstatt sie zu ignorieren. Im Dezember 2019 war die Fraktion der „Dark Order“ eine der am meisten kritisierten Gruppierungen innerhalb der Liga. Man nahm sich der Kritik an und änderte das Auftreten der Fraktion. So erschuf man eine Gruppe neuer Publikumslieblinge, die heute regelmäßig große Publikumsreaktionen bekommen.

Alle Charaktere der Promotion sind realistisch und für den Zuschauer greifbar. Auch die ungewöhnlicheren Gimmicks wie das des Luchasaurus sind gut erklärt. Besonders mit den großen Babyfaces kann sich das Publikum sehr gut identifizieren, Stars wie Hangman Adam Page oder Orange Cassidy erhalten großartige Reaktionen und sind glaubwürdige Gegner der Bösewichte. Auch auf die kreative Freiheit der Wrestler wird großer Wert gelegt. So sind sie bei Booking-Entscheidungen involviert und dürfen Redesegmente freier gestalten.

Doch auch bei AEW ist das Booking nicht perfekt. So wurden in der Vergangenheit viele Rivalitäten durch Attacken nach großen Kämpfen fortgeführt. Der Ausgang des Kampfes geriet so schnell in Vergessenheit und große Momente wurden liegengelassen.

Das TV-Produkt

Trotz ihrer kurzen Vergangenheit hat sich die Liga schnell eine solide Fanbase aufgebaut und mehrmals auch schon über eine Million Zuschauer in den USA vor die Fernsehgeräte gelockt.

Ein gutbezahlter TV-Deal und das Budget von CEO Tony Khan ermöglichen eine gute Darstellung und eine größtenteils professionelle Produktion. Dennoch ist AEW noch lange nicht auf dem Niveau der WWE, hier ist noch viel Luft nach oben.

Auch die Kommentatoren sind noch längst nicht so professionell, wie man es von Sprechern im nationalen Fernsehen erwarten kann. Vorwiegend kommt es bei Versprechern zu Kritik, aber auch das Einbringen irrelevanter Informationen wird oft bemängelt.

Fazit

AEW ist der Ort für alle Fans, die sich gerne von sinnvollen und konsequenten Langzeitgeschichten begeistern lassen. Die in stimmungsvollen Arenen oder vor dem Bildschirm realistischen Charakteren zujubeln oder diese ausbuhen wollen. Die sich an qualitativ hochwertigem Wrestling mit hoher Kreativität erfreuen. Die gerne mit alten Stars in der Vergangenheit schwelgen und mit neuen Gesichtern von der Zukunft träumen.

AEW ist definitiv nicht perfekt, es gibt viele verschiedene Kritikpunkte. Dennoch hat die Liga großes Potential und noch eine vielversprechende Zukunft vor sich.

All Elite Wrestling ist längst mehr als nur eine Alternative zur WWE. Die Verantwortlichen haben eine eigene Welt geschaffen, eine eigene Vorstellung des Pro Wrestling.

AEW ist ein Ort, an dem alle Wrestling-Fans ihr Zuhause finden können.

PRODUKTION: Tim Henrich, Jonathan Guthy, Leon Ragan

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