Warum WrestleMania trotzdem GRANDIOS wird

Wer hätte noch vor einiger Zeit ernsthaft ahnen können, dass WWE-Superstar Edge im Jahr 2021 einer der stolzen Headliner von WrestleMania 37 sein würde und nächsten Sonntag dann exakt 11 Jahre nach seinem herzzerreißenden Rücktritt im Main Event der größten Wrestlingshow der Welt stehen wird? Edge, der ultimative Opportunist ist zurück und wird dieses WrestleMania definitiv genießen. Ich bin hier schon so lange euer ultimativer Optimist, dass es euch nicht verwundern wird, wenn ich auch in diesem sagen wir verrückten WWE-Jahr ausreichend Chancen sehe, dass die WWE das rocken kann. Dass uns die kommenden beiden Shows zurück in den Wrestling-Rausch befördern und wir mit einem guten Gefühl in die dann hoffentlich Post-Pandemie-Ära starten. Hört mir zu.

Es ist viel passiert in der Welt, seitdem uns die WWE letztes Jahr aus der Not heraus ein WrestleMania aus der Turnhalle senden musste. Viel passiert seitdem in der Welt, aber auch viel passiert im Wrestling, das uns oder zumindest mich dann irgendwann doch wieder zurück in so etwas wie Normalität geführt hat. Die begeisterte Crowd fehlt natürlich damals wie heute, aber für das, was es ist, kann es mittlerweile wieder viele abholen. Und jetzt erwartet uns ein bedeutender Schritt in die richtige Richtung. Ein Schritt, der Mut macht, für das, was uns hoffentlich auch bald wieder in Deutschland erwartet: WrestleMania wird als erste WWE-Show seit dem Raw vom 9. März 2020 wieder vor einem externen Publikum stattfinden. Die Wrestling-Welt schaut nach Tampa, Florida.

Machen wir uns nichts vor. Die diesjährige Road to WrestleMania war scheiße. Das werde auch und selbst ich hier nicht schönreden können. Die WWE scheint es angesichts mehrerer Milliardendeals nicht mehr nötig zu haben, anständige Storylines zu entwickeln. Vielleicht ist es auch einfach nur Faulheit. Oder Unvermögen?! Fest steht, was uns hier seit dem Royal Rumble angeboten wurde, verdient einfach den Namen Road to Wrestlemania nicht. Wir erinnern uns an früher, als der Rumble der Startschuss für fesselnde Geschichten war, als Leute überraschend zurückkamen, unglaubliche Heelturns vollzogen wurden, uns die Stars von morgen nach und nach vorgestellt wurden und wir also gar nicht anders konnten, als uns immer mehr hereinziehen zu lassen, je näher WrestleMania rückte. Zumindest fühlt sich das aus heutiger Sicht so an.

Acht echte Titel hat die WWE bei SmackDown und Raw im Programm und ich lüge nicht, wenn ich hier verkünde, dass vier davon praktisch keinen Aufbau und folglich auch keine Motivation für uns als Zuschauer zum Zuschauen bekommen haben. AJ Styles stellt sich in den Ring, hat noch nie ein Match mit Omos bestritten, fordert aber ein Tag-Team-Title-Match bei WrestleMania und bekommt es ohne Widerspruch. Rhea Ripley wurde im Royal Rumble nur Zweite, stellt sich an ihrem ersten offiziellen Arbeitstag in den Ring, fordert Raw-Women’s-Champion Asuka zu einem Title-Match bei WrestleMania heraus und bekommt es ohne Widerspruch. Das US-Title-Match zwischen Riddle und Sheamus bekommt nicht mal ein Showing im Ring, sondern wird mit einem zweiminütigen Backstage-Segment in unser kollektives Hirn gefräst. Das Smackdown-Tag-Title-Match ist Stand jetzt nicht einmal bestätigt. So kann es nicht gehen und so rennen der WWE mehr und mehr die Zuschauer weg. Es fehlt an Inspiration, Kreativität und letztlich auch an Starpower. Nicht, weil man keinen The Rock oder Brock Lesnar für die Shows bekommen hat. Weil man irgendwann einfach aufgehört hat, Stars zu erschaffen. Aus Faulheit, Unvermögen oder weil man es einfach nicht mehr nötig hat.

Also wie retten wir jetzt das Ganze? So wie wir es in der WWE immer tun: Wir ziehen eine bombastische Show auf. Denn wenn die WWE eines kann, dann aus dem Nichts große Momente für die Ewigkeit zu erschaffen. Im Gegensatz zu den Weeklys konnten die WWE-Pay-per-Views der Pandemie-Ära zu weiten Teilen überzeugen, auch wenn sehr viele hier dies nicht so fühlen und mich jetzt gerne in den Kommentaren virtuell steinigen mögen. Klar war auch viel Mist dabei, aber Clash of Champions, Hell in a Cell, wer den Fiend mag TLC oder aber auch der SummerSlam haben neben weiteren verteilten Highlights durchaus abgeliefert. Selbst das Turnhallen-Mania hat in der Gesamtschau einen positiven Anklang gefunden. Was uns allenfalls in jeder einzelnen dieser Shows gestört hat: Vieles, wenn nicht sogar ein Großteil des Gezeigten war trotz aller Qualität zwar wrestlerisch hochwertig und unterhaltsam, aber nicht bedeutend. Und dann sind wir bei WrestleMania 2021 angekommen.

WrestleMania ist immer bedeutend. Dafür ist es WrestleMania. Klar, ein packender Aufbau macht WrestleMania noch erheblich bedeutender. Das werden wir nicht mehr retten können, aber es bleibt einfach das volle Vertrauen, dass die Shows zumindest für sich genommen zu echten Highlights werden. Bobby Lashley bekommt endlich das ihm zustehende Rampenlicht, dabei wurde der Titelwechsel ganz offensichtlich nur vollzogen, damit wir alle Drew McIntyre diesmal aber so richtig und auch in dem Fall völlig zurecht abfeiern können. Cesaro nach über 10 Jahren in der Company in seinem ersten WrestleMania-Einzelmatch gegen Seth Rollins ist ein wrestlerischer Kracher, der es in einer heilen Welt auch gerne ins Main Event geschafft hätte. Big E kann sich auf der großen Bühne gegen einen hungrigen Apollo Crews in Richtung ganz nach oben befördern und dann ein solcher Star werden, den es jetzt einfach bald braucht.

Sasha Banks gegen Bianca Belair muss man als Wrestlingfan einfach mit Kusshand nehmen, auch wenn auch hier der Weg dorthin steinig und schwer war. Mit Asuka gegen Rhea Ripley haben wir sogar ein zweites großartiges Frauenmatch auf der Card, dazu noch mit den vergangenen WrestleMania-Storys im Hinterkopf, die beide Damen mit Charlotte Flair hatten. Dass Kevin Owens gegen Sami Zayn immer abliefert, das wissen wir jetzt schon so lange, dass wir die Freude gar nicht in Worte fassen können, dieses reale Märchen, für das wir Wrestling so sehr lieben, jetzt endlich auf der größten Bühne der Welt erleben zu dürfen.

Nein, liebe Leute, am Ende muss uns das einfach abholen. Wir meckern nicht all die Jahre, dass die Altstars den jungen Kräften das Rampenlicht wegnehmen, damit wir uns jetzt beklagen, wie wenig an Altstars mit dabei sind. Bad Bunny hat eine große Reichweite und verspricht durchaus wrestlerisch etwas zu werden, ähnlich wie einst Stephen Amell und eben nicht wie Kevin Federline. Ja selbst Braun Strowman gegen Shane McMahon, so furchtbar all das, was immer es ist, auch ist, selbst da können wir uns zumindest darauf freuen, wie Shane O’Mac von irgendwas Hohem auf irgendwas Tiefes runterspringt. Wer dann immer noch Bock auf Skurrilität hat, für den ist dann eben Randy Orton gegen den Fiend das Richtige. Ja und sogar Hulk Hogan ist mit am Start.

Und dann sind wir hier fast am Ende und da haben wir noch gar nicht das absolute Ober-Highlight des diesjährigen WrestleMania angesprochen. Der mittlerweile flächendeckend gelobte und enorm verbesserte Roman Reigns verteidigt seinen Universal-Title gegen Daniel Bryan und Edge. Dieses Match hätte auch 2001 nicht besser aufgebaut werden können und hier hat die WWE nahezu in jeder Woche auf der SmackDown Road to Wrestlemania bewiesen, dass man es ja doch noch drauf hat, wenn man denn will. Die Promos waren elektrisierend, jeder Charakter hat seine eigene Motivation für dieses Match und die Handlungen ergaben einfach genau den Sinn, den wir so oft vermissen in der WWE. Und dazu kommt die unglaubliche Geschichte, die hinter Roman Reigns mit seiner Krebserkrankung steht, aber vor allem hinter Daniel Bryan und Edge und den beiden größten und emotionalsten Comeback-Storys der jüngeren Vergangenheit in diesem unseren Wrestling.

Es sind auch bei mir Tränen fest eingeplant, wenn nach diesem epochalen Main Event am Ende von Tag 2 das Feuerwerk im riesigen Stadionrund abgezündet werden wird und wenn Zehntausende echte Menschen auf den Stühlen stehen und sich und diese Welt feiern in Zeiten, in denen das Feiern langsam aber unaufhaltsam zurück in diese Welt kommt. Ja, WrestleMania 37 wird vor Wrestlingfans stattfinden, leibhaftig und in Person. Vergesst alles, was ich in diesem Video gesagt habe. Dieses Comeback übertrifft am Ende noch Bryan und Edge. Wir erleben die Wiedergeburt des Wrestlings, das Neuentfachen unserer Leidenschaft. Wir erleben WrestleMania 37.

 

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