Die besten Wrestling Matches ever: Faszination Okada

Kazuchika Okada. Ein Name der das Herz von Wrestling Puristen höher schlagen lässt. Er ist 5x IWGP Heavyweight Champion, 2x G1 Climax Sieger, 2x New Japan Cup Sieger, Stand 6x im Main Event von WK und hält beinahe jeden relevanten Rekord von NJPW.

Doch Kazuchika Okada ist viel mehr als seine Titel und Rekorde. Um die Faszination für den Charakter des Rainmakers und die Person zu verstehen, muss man sich mit der Kultur und dem Stellenwert von Wrestling in Japan auseinandersetzen.

Wrestling in Japan ist viel mehr Sport als Entertainment. Es steht der Wettkampf im Vordergrund, Geschichten werden durch den Kampf im Ring erzählt und weniger außerhalb.

Die Hochzeit des Wrestlings geht in Japan auf die 60er und 70er Jahre zurück. Aus dieser Zeit stammen die Regeln und Werte, die japanisches Wrestling bis heute prägen.

Es geht um Härte, Ausdauer, Respekt und Disziplin. Diese Werte werden bei Promotern und Publikum groß geschrieben. Das Publikum ist bunt gemischt, geht durch alle Gesellschaftsschichten und zeichnet sich durch einen meist ruhigen, respektvollen und höflichen Umgang mit den Wrestlern aus. Neben den großen Promotions wie NJPW,DDT und NOAH gibt es auch viele Hobby und Amateur Wrestler, die oft in kleinen Shows antreten. Es gibt sogar Universitäten die Wrestling als sportlichen Ausgleich zum Studium anbieten. Aus dieser Struktur heraus begann Kazuchika Okada seine Wrestling – Ausbildung in der Schule von Ultimo Dragon.  Diese schloss er dann nach 3- jähriger Ausbildung mit Diplom ab. Anschließend begann er seinen Weg bei NJPW als so genannter Young Lion im Dojo der Promotion.

Young Lions werden die aufstrebenden Absolventen des Dojos in Anlehnung an das Logo von NJPW genannt. Im Dojo werden neben der weiteren Ausbildung als Wrestler auch Werte wie Respekt, Disziplin und Hierarchien vermittelt. Aufgabe eines Young Lions sind neben dem Haushalt des Dojos auch der Aufbau von Shows, Sicherheit bei den Shows und das Tragen des Gepäcks der Veteranen. In diesem Umfeld bestritt Kazuchika Okada im Jahr 2007 sein erstes Match bei NJPW gegen Tetsuya Naito, der sein lebenslanger Rivale im Ring werden sollte.

Geprägt von dieser Ausbildung bestritt Okada, wie für Young Lions üblich in den Jahren 2008 – 2010 in komplett schwarzer Kleidung Matches gegen etablierte Wrestler des Rosters. Er schaffte es in dieser Zeit schon gegen Größen wie Goto und Nakamura zu wrestlen. Wie für junge Wrestler im System von NJPW üblich, verlor er all diese Matches, konnte beim Publikum aber erste Beleibtheit erlangen.

In der Ausbildung für japanische Wrestler ist es üblich „Auslandserfahrung“ zu machen und so neben dem japanischen auch andere Stile zu lernen. Da Okada durch seine Ausbildung in der Schule von Ultimo Dragon schon mexikanische Einflüsse in seinem Stil hatte, wurde er zu TNA in die USA geschickt.

Zwischen 2010 und 2011 trat er in kleinen Rollen bei TNA an. NJPW war mit der Einsetzung Okadas, in dem damals als Wrestler schon viel gesehen wurde, unzufrieden und beendete daraufhin die Zusammenarbeit mit TNA.

Für Okada war diese Erfahrung dennoch sehr lehrreich. Für ihn war jetzt klar, dass man neben den Fähigkeiten im Ring auch einen Charakter braucht, um den nächsten Schritt im Wrestling Business zu gehen. Er entwickelt aus seinen Erfahrungen das Gimmick des Rainmakers. Das Rainmaker Gimmick sollte Okadas Eintrittskarte in den Olymp des Wrestlings sein.

Der Rainmaker verbindet Unterhaltungswert mit Athletik und Kampfgeist.

Mit der Rückkehr in diesem Gimmick wurde Okada beinahe sofort Main Eventer und konnte den IWGP World Heavyweight Title von Tanahashi gewinnen.

In den nächsten Jahre führte er seine Rivalität mit Hiroshi Tanahashi weiter und wurde schließlich im Alter von 27 Jahren 2014 als ACE ausgezeichnet. Dem Titel, dem der unabhängig von Titeln beste Wrestler des Rosters trägt.

Seit dieser Zeit führt er das Roster meist als Champion an und setzte seinen Aufstieg von 2014 bis 2016 in Fehden gegen AJ Styles und Naito fort.

Mit seinem Sieg über Naito bei Dominion 2016 begann die längste IWGP Heavyweight Champion Regentschaft in der Geschichte von NJPW. Diese Regentschaft dauerte 720 Tage und war geprägt von der Rivalität zwischen Okada und Kenny Omega. Die Matches mit Omega machten Okada über die Grenzen Japans und der Wrestlingszene hinaus bekannt.

Die Matchserie wurde von Fans, Wrestlern und Journalisten überschwänglich gelobt.

Jedes der Matches mit Omega ist ein perfektes Beispiel dafür was Okada im Ring so besonders macht.

Okada schafft es aus jedem Gegner dessen bestes Match rauszuholen und mit seinen größten Widersachen einen Klassiker nach dem anderen zu kreieren. Er schafft es Gegner gut aussehen zu lassen ohne sein überlebensgroßes Gimmick zu beschädigen. Entscheidend dafür sind sein Verständnis für Ringpsychologie, seine Bereitschaft auch Moves des Gegners zu nehmen und der Realismus, den er verkörpert. Seine Fähigkeit ein Match aufzubauen, die Geschichte im Ring zu erzählen und sein Selling, sind selten erreicht.

Diese Fähigkeiten sind die Pfeiler seines Aufstiegs und seines Bookings.

Geschickt eingebaute Brüche und Zweifel an sich in den Jahren 2014 & 2018, vertieften die Glaubwürdigkeit des Charakters und ließen Ihn noch stärker und gefestigter ein ums andere Mal die Spitze von NJPW erklimmen.

Durch seine Ausstrahlung und sein Standing bei NJPW wirkt er selbst in der Niederlage noch übermenschlich und macht Siege über Ihn so besonders. Wie Kenny Omegas Sieg bei Dominion 2018 oder Naitos Sieg bei Wrestle Kingdom 2020.

Spotfight Japanexperte und Sternefachmann Chris ordnet das Phänomen Kazuchika Okada wie folgt ein: „ NJPW präsentiert die Welt des Wrestlings als realen sportlichen Wettbewerb. , weil er es wie kein Zweiter schafft, alles zu kombinieren, was das japanische Wrestling ausmacht. Ein Mann mit einzigartigem Charisma – seine Matches leben von Intensität, Härte, Atmosphäre, Emotionen, Leidenschaft, Psychologie, Storytelling und Dramatik. Keiner hat so viele Klassiker kreiert, er ist die Verkörperung von dem Satz: Dieser Mann hat das gewisse Etwas!“

Kazuchika Okada hat es in Japan zum Popkulturellen Phänomen geschafft.

Er hat in der Wrestlingwelt mit nur 33 Jahren eine absolute Ausnahmestellung erreicht und NJPW und dem japanischen Wrestling nach schwierigen Zeiten in den 2000er Jahren gemeinsam mit Hiroshi Tanahashi zu neuem Glanz verholfen.

Autor: André Marowski
Cut: Peer Oberhoff (Instagram: http://www.instagram.com/peer_hoff6)

1 Kommentar

  1. „seine Matches leben von Intensität, Härte, Atmosphäre, Emotionen, Leidenschaft, Psychologie, Storytelling und Dramatik.“

    Was genau wird jetzt umter diesen ganzen Kategorien verstanden, also sprich unter:
    Intensität, Härte, Atmosphäre, Emotionen, Leidenschaft, Psychologie, Storytelling und Dramatik?

    Ich weiß nicht, ob ich bei manchen richtig liege, stimmen die ganzen Aufzählungen:in den jeweiligen Kategorien?:

    Intensität:?

    Härte: wie er im Ring workt, also stiff?

    Atmosphäre:?

    Emotionen: die Fans zum Mitfiebern bringen, sauer zu machen, durch krasse Aktionen die Fans denken zu lassen dass diese sehr hart und bestimmt schmerzhaft war, Fans in Trauer versetzen?

    Leidenschaft:?

    Psychologie: Trash Talk mit Gegner, Selling, geschwächte bzw verletzte Körperstellen attackieren und dies zu seinem Vorteil machen, Submission bzw. oft intensive Beinbearbeitung z. B. bei Highflyer damit sie ihre Highflyer Aktionen nicht zeigen können, Gegner provozieren damit er einen Fehler begeht, ein Cruiserweight ist schnell und bezwingt Schwergewicht mit technischen und schmerzhaften Submissions und das Schwergewicht hat mehr Kraftaktionen ist aber langsamer und mehr eingeschränkt bzw. realistischer Matchverlauf, mit der Crowd interagieren z. B. Heel beleidigt und bekommt Heat und der Babyface wird normalerweise bejubelt, angeschlagene oder geschwächte Körperstellen z. B. Bein nach langer Beinbearbeitung auch im späteren Matchverlauf weiterhin sellen?

    Storytelling: Mimick und Gestick, richtige Ausführung der Moves, nur durch Aktionen alleine die Fans unterhalten?

    Dramatik:?

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