Warum wir John Cena so vermissen

Kinder lieben Superhelden. Superman, Batman, Superman. Solche Helden findet man zwar hauptsächlich in Comics, aber nicht ausschließlich. Ein Beispiel – wahrscheinlich sogar das beste Beispiel dafür – ist John Cena. 16-facher World-Champion, Mr. WWE und Coverstar der berühmten Fruity Pebbles. Wenn man einen Nicht-Wrestling-Fan fragt, welchen Wrestler er oder sie denn vielleicht kennen könnte, fallen immer dieselben Namen: Hulk Hogan, der Undertaker, Steve Austin oder John Cena. Komischerweise auch oft der Boogeyman, aber um den geht’s hier nicht. John Cena ist ein Synonym für die WWE, auch wenn er nun schon seit einigen Jahren nicht mehr Vollzeit dabei ist. John? Wir vermissen dich. Bitte komm zurück.

Auch wenn wir John Cena vermissen – auf die Gründe dafür kommen wir gleich noch zu sprechen – war der 1.85m große und 114 kg schwere Superstar nicht immer der beliebteste Wrestler der WWE. Ja, ich bin genauso überrascht wie ihr! Lange Zeit galt Cena als überbewertet, als overpusht; ein bisschen wie Brock Lesnar, nur dass er halt immer da war. Und das war das Problem: Er war IMMER da! Immer in der Top-Fehde, immer im Main Event. Das, was Triple H in der ersten Hälfte der 2000er war, war Cena in der zweiten Hälfte. Nur in kinderfreundlich. Bei ihm kam dann noch hinzu, dass er ständig als Underdog dargestellt wurde. „Kann Cena entgegen aller Erwartungen das Match gewinnen…?“ Ja. Konnte er. Jedes Mal.

CM Punk sprach 2011 im berühmten „Summer of Punk“ während der Fehde mit Mr. Hustle, Loyalty & Respect das aus, was viele Fans schon lange dachten: Cena war niemals der Underdog! Cena war eine Dynastie! Eine Dynastie, die alle stürzen und weghaben wollten. Jetzt ist er weg. Und was ist? Wir vermissen ihn. Denn neben all dem Hass und dem Frust, den ihm die erwachsenen Fans zurecht entgegengebracht hatten, haben viele vergessen, dass Cena es ja eigentlich echt draufhat. Beispiele gefällig? Sein SmackDown Debüt-Match gegen Kurt Angle. Sein 5-Star-Classic gegen CM Punk bei Money in the Bank. Seine Match-Serie gegen AJ Styles. Jetzt kommen die Hater und sagen: Jaa, gegen solche Gegner kann ja jeder ein gutes Match abliefern! Nein, eben nicht. Zum Tango tanzen gehören immer zwei. Fragt doch mal Jinder Mahal bei seiner WWE-Titelregentschaft. Cena hat es wrestlerisch drauf, auch noch mit 42, und – was noch wichtiger ist – er ist eine Charismamaschine. Wahrscheinlich ist er als Kind in einen Topf voll Charisma gefallen, anders kann man sich das nicht erklären. Am Mikrophon kann er mit jedem in der WWE und auf der Welt mithalten: mit The Rock, Chris Jericho, ja, auch mit CM Punk (Tut mir Leid, Punk, ich liebe dich). Dazu hat er ein werbefreundliches Gesicht und ist Lieblingsgast vieler US-Talkshows.

Jetzt kommen wir nämlich zu dem Hauptgrund, aus dem wir John Cena vermissen. Dieser Hauptgrund erschließt sich aus allem, was gerade genannt worden ist: John Cena ist ein MEGASTAR! Er ist das, was die WWE all ihren Superstars anzudichten versucht: er ist larger than life. Er ist der letzte Star dieser Kategorie, nach ihm kam keiner mehr. Ja, man hat es mit Roman Reigns versucht, aber bei allem Respekt, dem man ihm entgegenbringen sollte: Er ist sowohl wrestlerisch als auch am Mikrophon nicht auf dem Level eines John Cenas. Außerdem funktioniert das Underdog-Gimmick nicht, wenn man 3 Meter groß und muskelbepackt ist und man eine wallende Haarpracht vorweisen kann, die sonst nur in schlecht geschauspielerten Loreal-Werbespots zu sehen ist.

Die WWE hat keine Stars mehr. Sie hat Stärchen. Randy Orton, der normalerweise in der Kategorie Cenas anzusiedeln sein müsste, aber dafür in den vergangenen Jahren nicht gut genug gebookt wurde; AJ Styles, der der Messias aller Wrasslin‘-Enthusiasten ist, aber zu wenig Strahlkraft nach außen hat; gleiches gilt für Seth Rollins; und Roman Reigns haben wir schon angesprochen.

Der einzige, der Cenas Level erreicht, ist Brock Lesnar. Und der ist selten da. Wie sollen denn neue Stars erschaffen werden, wenn der größte Star nie da ist? John, bitte komm zurück. Oder Brock, komm du Vollzeit. Nein, lieber John. Bitte, komm zurück und kreiere Stars, die deiner Strahlkraft würdig sind. Wir vermissen dich.

Autor: Leon Karasch

Ersten Kommentar schreiben

Dein Kommentar: