Der wichtigste Wrestler

Brock Lesnar ist für viele Wrestling-Fans die Personifikation dessen, was in der WWE momentan falsch läuft. Neben dem steten Push von Roman Reigns in unendliche Sphären, 50/50-Booking und Segmente, die zum Fremdschämen sind, wird oft mit „Brock Lesnar“ geantwortet, wenn die Frage nach WWEs sinkenden Zuschauerzahlen gestellt wird. Er sei langweilig. Er könne nicht wrestlen. Er nehme jüngeren Talenten den Platz weg. Ich stelle jetzt die These auf: Brock Lesnar ist der wichtigste Wrestler der WWE.

Beginnen wir mit Punkt eins: er sei langweilig. Seit einigen Jahren gibt es einen Blueprint für beinahe jedes Brock-Lesnar-Match. Brock dominiert, der Gegner versucht zurückzukommen, F-5, Brock siegt. Mal davon abgesehen, dass Langeweile subjektiv ist, war der allgemeine Eindruck der Arena-Crowd bei eben diesen Matches alles andere als langweilig. Die Fans gingen mit, wollten Brocks Gegner gewinnen und Brock selbst verlieren sehen. Und macht das einen guten Heel nicht aus? Bei seinen Matches gegen Daniel Bryan, AJ Styles und jüngst gegen Rey Mysterio sieht man, wie Brock am besten funktioniert. Als absoluter Zerstörer und von der Crowd verabscheut. An diesen Matches wird übrigens auch Punkt 2 widerlegt: er könne nicht wrestlen. Er kann es, augenscheinlich. Denken wir nur mal zurück an sein Match gegen Kurt Angle bei SmackDown, das von vielen Fans als „bestes Match der SmackDown-Geschichte“ betitelt wird. Und auch der ältere Brock kann wrestlen. Er ist ein genetischer Freak. Was ihm allerdings in den letzten Jahren gefehlt hat, ist anständiges Selling. Doch auch das kann er! Wenn er denn Lust hat. Gegen Bryan, Styles und Mysterio hatte er Lust. Genauso wie gegen Goldberg oder während seiner Fehde um die Universal Championship gegen Seth Rollins. Das bringt uns zum letzten und wahrscheinlich wichtigsten Punkt, warum die Fans Brock als Ursprung alles Bösen sehen. Er nimmt jüngeren Talenten den Platz weg. Gleichzeitig wird hier aber klar, warum Brock der wichtigste Wrestler der WWE ist.

Er ist – mit weitem Abstand – der größte Star der Company. Für uns Wrestling-Fans, für die Pure-Bloods, die diesen Sport atmen und lieben, mag das vielleicht nicht stimmen. Für uns ist ein Seth Rollins größer, ein Randy Orton, sogar ein Roman Reigns. Doch wenn wir unsere Wrestling-Brille mal abnehmen, müssen wir erkennen, dass Brock über jedem einzelnen WWE-Superstar schwebt. Ausnahmen sind hier vielleicht John Cena, der größte Wrestler dieser Generation – wir reden nicht von technischer Finesse, sondern Strahlkraft – und Dwayne „The Rock“ Johnson. Brock Lesnar ist eine Attraktion. Die Leute schalten ein, wenn er angekündigt wird. Bei Seth Rollins oder Roman Reigns ist das nicht so. Der normale Zuschauer ist übersättigt. Montag RAW, Dienstag WWE Backstage, Mittwoch NXT, Freitag SmackDown, Samstag vielleicht NXTTakeOver und Sonntag dann noch ein PPV. Theoretisch könnte man in so einer Woche 16 Stunden WWE-Produkt konsumieren. Das ist Wahnsinn. Und das macht das Produkt unbesonders. Ein Rollins oder ein Reigns sind auch nur zwei weitere Wrestler, die Tag für Tag für Tag im TV zu sehen sind. Und wer ist das nicht? Brock Lesnar.
Brock Lesnar ist eine Attraktion. Ein Erlebnis, das man höchsten alle paar Wochen mal erleben darf. Er ist etwas Besonderes und damit der größte Star. Hinzu kommt, dass Brock Lesnar eine Kredibilität mitbringt, die den meisten Superstars verloren gegangen ist. Brock Lesnar ist praktisch unbesiegbar. Ein blutrünstiger UFC-Fighter, der in die WWE gekommen ist, um Leuten aufs Maul zu hauen und Geld einzukassieren. So etwas wie Brock Lesnar gibt es nicht noch einmal in der WWE. Und deshalb ist, wenn es denn mal passiert, eine Niederlage von ihm so ein großes Ereignis. Nehmen wir als Beispiel WrestleMania 35, als Seth Rollins Brock besiegen konnte. Wie hat er das geschafft? Mit Low-Blows und 38 Curb Stomps. Denn das braucht man, um dieses Biest besiegen zu können. Mit Brock hat man die niemals langweilig werdende Story von David gegen Goliath. Man kann sie wieder und wieder und wieder erzählen, kann Versionen abwandeln und Elemente hinzufügen, doch am Ende bleibt es grundlegend dieselbe Story, die es Wert ist, zu erzählen. Mysterio gegen Brock, Seth gegen Brock, Styles gegen Brock, Bryan gegen Brock.

Er ist der wichtigste Wrestler in der WWE, weil er der größte Star ist. Er ist der wichtigste, weil er der „echteste“ Kämpfer ist. Und doch nimmt er jüngeren Talenten den Platz weg. Das stimmt. Doch wenn die WWE es richtig anstellt, kann Brock auch derjenige sein, der neue Talente over bringt. Stellt euch nur mal vor, Brock verliert ein Match innerhalb von einer Minute gegen jemanden, der nicht Goldberg ist. Die Ausmaße, die dieser Sieg für denjenigen hätte, sind schwer zu beschreiben. Die WWE braucht neue Stars, das wissen wir. Die WWE hat auch alles, um neue Stars erschaffen zu können. Brock Lesnar ist ein großer Teil dieses „alles“. Deshalb ist er der wichtigste Wrestler der WWE.

Autor: Leon Karasch

2 Kommentare

  1. lol, Brock Lesnar ist der wohl mit grösste Superstar den WWE RAW noch wirklich hat 😉
    und ob man ihn nun mag oder nicht:
    Er ist so authentisch und glaubwürdig wie kaum ein Zweiter.
    Ein Zugpferd ohne Ende und ich kann nicht abschätzen, wie tief leider leider die Sendung schon abgstürzt wäre OHNE ihn!!!
    Unvergessen sind für mich viele Matches(Kurt Angle Ironman, John Cena Ex.Rules, Triple H Career, Goldberg 1:26, Untertaker Streak, Braun Strawman Kniestoss und Beinahme Knockout und auch das HAMMER-Royal Rumble (2017 oder 2016 glaub ich?) wo erst er kam, dann Goldberg und dann der Undertaker! Alle hintereinander 🙂
    Für mich wars einer der grössten Big Time Feelings wo wir alle zusammen völlig aus dem Häuschen waren…
    SOLCHE Momente sind meiner Meinung nach unbezahlbar und ich hoffe, ich kann ihn noch einmal live sehen in Zukunft.
    Und dass er ein hervorragender Wrestler ist, darüber kann man sich zwar gern streiten aber für mich steht das völlig ausser Frage…
    Wer sonst „überlebt“ einen Summersault vom obersten Seil mit gerade einmal leichten Blessuren?
    Der Typ ist das was WWE am dringesten braucht:
    Echte, glaubwürdige Superstars/Typen mit Ecken und Kanten und stahlhartem Image die auch mal aus der engen „Regel-PG-Area-Zwangsjacke“ ausbrechen und einfach das authentisch verkörpern was sie sind.

    Horrido,
    Big B.

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