Wenn der Rollstuhl nicht das Ende ist | Wrestling Stories

Darren Drozdov hatte einen Unfall. Im Ring. Einen schrecklichen Unfall. Trotzdem strahlt er Hoffnung und Lebensfreude aus. Dieser Video-Artikel zeigt eine markerschütternde, krasse Geschichte: Darren Drozdov – wenn der Rollstuhl nicht das Ende ist.

Diese Geschichte wird Spuren hinterlassen. Es ist die Story eines jungen Mannes, der von jetzt auf gleich sein körperliches Leben verliert. Darren Drozdov ist 30 Jahre alt, als ihm ein missglückter Wrestlingmove die Kontrolle über seine Arme und Beine raubt. Er ist vom Hals abwärts gelähmt, verliert aber nie den Lebensmut. Hier ist seine Geschichte.

Eigentlich ist Darren Drozdov Footballer. In der High School wirft er als Quarterback einen 72-Yard-Touchdown-Pass, der ihm alle Türen in seinem Sport öffnet. Er schafft es in die NFL zu den Denver Broncos, wo besonders eine berühmte Szene das Interesse von Vince McMahon weckt. Drozdov übergibt sich in einem amerikaweit live ausgestrahlten Game auf den Football, ehe der gegnerische Center ihn ins Spiel bringen kann. Das verschafft Drozdov den Spitznamen „Puke“.

Gleichzeitig entspricht die Fähigkeit, auf Kommando erbrechen zu können, genau den Humorvorstellungen von Vincent Kennedy McMahon. Darren Drozdov muss dies bei seinem Einstiegsmeeting vorführen und wird in die WWF eingestellt. Doch noch ehe die Wrestlingkarriere richtig starten kann, beendet ein Move einfach alles.

Etwa anderhalb Jahre nach seinem ersten Match kommt es bei SmackDown zu einem vorab aufgezeichneten Kampf mit dem kurz zuvor abgelösten Intercontinental Champion D’Lo Brown. Zunächst läuft alles nach Plan, doch dann geht es auf den abschließenden Move zu. D’Lo Brown benutzt als Finisher seine „Sky High“ Running Powerbomb auf die Matte, ganz ähnlich wie Seth Rollins heute seine Gegner in die Ringecke wirft. Dieser Move gilt nicht als sonderlich schwer, wohl aber etwas tricky, weil beide Wrestler ein gutes Timing brauchen.

An diesem Tag, dem 5. Oktober 1999, kommt es aber zu einer dieser Verkettungen von unglücklichen Umständen. Der Boden ist leicht rutschig durch ein zuvor in den Ring geworfenes Getränk. Drozdov, der als „Puke“ antritt, springt zu schwach ab, rutscht etwas weg. Brown auf der anderen Seite schafft nicht die nötige Rotation seines Gegners, kann keinen sicheren Griff anbringen, weil Droz ein zu lasches Shirt trägt. Die schicksalhafte Folge ist, dass Drozdov nicht wie geplant auf dem Rücken landet und die Wucht des Aufpralls über die Schultern abfangen kann. Stattdessen fällt er kopfüber wie ein Spieß zu Boden. D’Lo Brown stürzt auf ihn drauf und für einen kurzen Moment lasten 250 Kilogramm Körpermasse und zusätzliche G-Kräfte auf dem Genick von Darren Drozdov.

Das kann seine Wirbelsäule nicht aushalten. Zwei Halswirbel brechen und Drozdov bleibt regungslos auf dem Bauch liegen. Ringrichter Teddy Long holt sofort Hilfe herbei. Drozdov flüstert ihm zweimal zu: „I‘ gonna die“ – „Ich werde sterben“. So weit wird es zum Glück nicht kommen, auch wenn die Ärzte später im Krankenhaus von Lebensgefahr sprechen. Verschieben sich die Gelenke im Genick zu stark, kann sofort das Atem- und Kreislaufzentrum zerstört werden, was einer Enthauptung gleich käme. Das Rückenmark ist jedoch nachhaltig geschädigt. Darren Drozdov ist querschnittsgelähmt, sein Körper bleibt vom Hals abwärts taub.

Mittlerweile sind über 20 Jahre vergangen und Drozdov ist nach wie vor ein cooler, leicht verrückter Typ mit Lebenswillen für zwei. Die WWE ist für seine komplette Behandlung aufgekommen und hat ihm sein Haus behindertengerecht umbauen lassen. Drozdov hat wenige Tage nach dem Unfall geheiratet, benötigt nach wie vor intensive Pflege und ein Dutzend Medikamente täglich. Es war ein harter Weg für ihn, aber dank anstrengender Physiotherapie und seinem starken Willen kann er heute zumindest den Oberkörper und seine Arme wieder eingeschränkt bewegen. Es bleiben unkontrollierbare Muskelspasmen und migräneartige Kopfschmerzen.

Ein alter Collegefreund hat Drozdov einen als Panzer umgebauten Rollstuhl geschenkt, aus dem Droz auch heute noch kein böses Wort über D’Lo Brown verliert. Es war ein Unfall, der jeden Tag im Wrestling vorkommen kann. Keiner der beiden hat etwas falsch gemacht. Solche krassen Dinge passieren einfach, wenn man für seinen Traumberuf hohe körperliche Risiken eingehen muss. D’Lo Brown scheint der Unglückstag geistig fast mehr zu belasten. Er sagt, dass er nicht mehr der Gleiche ist, hat die Running Powerbomb seitdem nicht mehr ausgeführt.

Hoffentlich können ähnlich Betroffene von Drozdovs Einstellung profitieren, wenn er aus seinem Panzer heraus sagt: „Ganz egal, was dich runterzieht, was ich sehe oder was ich denke, da ist immer ein anderer Tag. Nur weil ich gelähmt und in einen Rollstuhl gefesselt bin, heißt das nicht, dass mein Leben vorbei ist. Ich habe neu zu leben gelernt und mein Leben ist längst nicht vorbei.“

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