„I don’t give a damn about my bad reputation!“ – Das Verhältnis zwischen WWE und den Fans im vergangenen Jahr (Brennpunkt Wrestling)

Das Wrestling-Jahr 2018 ist vorbei. Alles, was dieses Jahr für uns Fans beschissen lief in der Welt des Sports Entertainments, kann zumindest in diesem Jahr nicht mehr rückgängig gemacht werden. Dem gegenüber stehen jedoch außerdem einige (wenn auch nicht allzu viele) große Momente: Immerhin hatten wir das Comeback von Daniel Bryan, das Debüt von Ronda Roussey (nicht nur als Aktive bei WWE, sondern im Wrestling-Sport allgemein) und zum Beispiel die alles überragende Leistung von Becky Lynch, besonders in der zweiten Jahreshälfte. Ja, es läuft schon nicht alles schlecht bei der WWE. Aber immer noch vieles, um nicht zu sagen zu viel. Das führt uns unweigerlich zu zwei wichtigen Ausgangsfragen, nämlich erstens warum das diesjährige WWE-Produkt gefühlt mehr alteingesessene Fans verjagen, als neue hinzu gewinnen konnte und zweitens welche der vielen Tendenzen bei WWE sich 2019 wohl durchsetzen werden.

Zur Beantwortung beider Fragen springen wir zurück in den Sommer 2016, als der McMahon-Clan selbstbewusst von einer neu anbrechenden Ära sprach und der Roster Split mit einem großen Draft zurückgebracht wurde. Zweieinhalb Jahre später wissen wir leider noch nicht mal, wie diese sagenumwobene neue Ära überhaupt heißen soll: Etwa die Reality Era, wie manche sie auf Twitter und Reddit nennen? Oder einfach die New Era, von der Triple H und die McMahons damals noch sprachen? Immerhin, so viel Einfallslosigkeit passt tatsächlich gut in den aktuellen WWE-Zeitgeist. Oder ist letztendlich die PG-Era, mit all ihren Kritikpunkten, womöglich nie beendet worden?

Denn sein wir mal ehrlich: Das Storytelling ist kein Stück weniger eindimensional als noch bspw. im Jahr 2010, viele Segmente (vor allem, aber nicht nur bei Raw) basieren auf Kindergarten-Humor und noch immer gibt es, außer John Cena, keinen einzigen selbstgemachten Star im Kader der WWE, der annähernd popkulturelle Relevanz erreichen könnte, denn Ronda Roussey war schon lange ein Star, bevor sie beim Royal Rumble debütierte. Die Schuld daran trifft jedoch nicht etwa Roman Reigns, Seth Rollins, Charlotte Flair oder The Miz persönlich – denn (und das kann man wirklich so einfach sagen:) die Ur-Probleme liegen im Internen der WWE; in den betriebsblinden Chefbookern, dem Festhalten an überbezahlten Langzeitbossen und eine fehlende, eindeutige Struktur. Kurz vor dem Jahreswechsel tönte der mittlerweile immer tattriger wirkende Vince McMahon noch bei einer Raw-Promo: „WWE will always be: THEN. NOW. FOREVER!“ und meint damit (ganz im RRR-Hype) eigentlich „I don‘t give a damn about my reputation!“, denn diese Ansage bedeutet genau das, was wir befürchten: Halbherzige Kurswechsel, Standardkost ohne wirklich interessante Neuerungen und ein WWE-Produkt irgendwo zwischen PG-Rating, Teilzeit-Altstars und einer Übersättigung an Nachwuchstalenten, bei denen es irgendwann sogar schwerfällt, den Überblick zu behalten. Bestraft wird diese Ziellosigkeit mit schlechten Einschaltquoten und von undankbaren Fans aus den späten 90ern und frühen 00ern, welche (so wie auch ich) immer mehr das Interesse am Produkt verlieren.

Ein Network-Abo ist neben all diesen Streaming-Diensten, deren große angebotene Auswahl heutzutage ganz schön teuer werden kann, schon auch eine gewisse Bekenntnis zum Wrestling im Allgemeinen. Die WWE sollte sich besser ihrer verdammten Pflicht bewusst sein, auch einen gewissen Mehrwert in Sachen Unterhaltung zu bieten. Viele von uns nehmen zum Jahresanfang gerne noch den Rumble und vielleicht, wenn die Card ansprechend werden sollte, auch noch WrestleMania mit. Ob das aber reicht, um die kritischen TV-Bosse bei Fox und Co. Überzeugen zu können? Stimmt vielleicht auch einfach das Verhältnis zwischen TV-Shows und PPVs nicht … ? All das – und hier zitiere ich nun leidenschaftlich gerne meine Kollegen Tobi und Perkkix aus der YouTube-Abteilung – bleibt noch abzuwarten.

2 Kommentare

  1. Danke für eure gute Arbeit bei diesen Artikeln. Finde immer gut wie ihr eure Artikel verfasst und bin ein Fan eurer Arbeit. Wünsche dem gesamten Spotfight Team einen guten Rutsch.

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