10 Aspekte: Was die WWE von NJPW lernen kann …

3) Mehr Fokus auf Wrestling statt Entertainment

Der wohl größte Unterschied zwischen der WWE und NJPW, oftmals ein Hauptgrund, warum Fans von NJPW das japanische Produkt dem amerikanischen vorziehen: Die Präsentation des In-Ring-Working bzw. des puren Wrestlings. Während sich die WWE schon seit jeher eher auf Drama und Theatralik als auf wirkliches Kämpfen verlässt, geht NJPW bzw. japanisches Wrestling allgemein einen ganz anderen Weg: In Japan wird das Puroresu, so die japanische Bezeichnung für Wrestling, wie ein richtiger legitimer Kampfsport behandelt, bei dem sich der bessere am Ende durchsetzt. Das geht sogar so weit, dass Zeitungen in ihrem Sportteil über Ereignisse aus der Wrestling-Welt berichten. In Japan gibt es so gut wie keine langgezogenen Talking-Segmente, nahezu alles während einer Show findet im Ring während eines Matches statt.

Und das Beste daran: Es funktioniert! Viele Leute, vor allem in Zeiten des Internets, unterstellen japanischem Wrestling immer noch, nur eine stumpfe Klopperei zu sein, die keine wirklichen Geschichten erzählt. Jedoch ist genau das Gegenteil der Fall: Puroresu erzählt Geschichten, und diese zählen sogar zu den besten, die das Wrestling zu bieten hat. Viele Ablehner nutzen oftmals die Ausrede, dass aufgrund des Nicht-Verstehens von Japanisch keine Ahnung haben, was genau eigentlich gerade vor sich geht, doch auch hier ist die einfache Antwort: Man muss kein Japanisch verstehen, um sich in die Geschichten des Puroresu einzuleben, denn:

Das Storytelling im japanischen Wrestling findet fast ausschließlich im Ring während der Matches statt. Nahezu jeder Move, jeder Aktion eines Wrestlers in einem japanischen Wrestling-Match hat eine Bedeutung, entweder vor, während oder nach dem Match. Außerdem beruft sich Japan häufig auf bestimmte Ergebnisse und daher auch “Schlüsselstellen“ aus bestimmten Matches, die später in neue Matches eingebunden werden. Kurz gesagt: NJPW belohnt den “Bei-der-Stange-Bleiber“, will heißen: Wer das Produkt fleißig und intensiv verfolgt, der wird früher oder später “belohnt“ werden.

In den Matches selbst gehen die Wrestler fast immer an ihre Grenzen und zeigen stets, was wirklich in ihnen steckt. Im Puroresu sind Schläge und Tritte deutlich härter als im Westen, Submissions werden deutlich kräftiger und versierter angesetzt, der gesamte Stil wirkt schlichtweg realistischer und in gewissem Sinne auch brutaler. Doch genau das zeichnet japanische Matches aus: In dem die Grenze zwischen Show und echtem Kampf verschwimmt, schafft man es als Fan direkt, sich besser in das ganze Geschehen einzuleben, mitzufiebern, geschockt zu werden, all die Emotionen, die Wrestling auslösen soll, löst Puroresu allein mit dem In-Ring-Work seiner Wrestler aus.

Und genau eine derartige Einstellung könnte auch der WWE nicht schaden, denn: Sie haben viele Wrestler in ihren Reihen, die im Ring deutlich besser sind als zum Beispiel am Mikrofon, beispielsweise Cesaro, Luke Harper oder Sami Zayn, um nur drei zu nennen. Wenn diesen Wrestlern erlaubt würde, dass sie ihre Matches freier und eher wrestlerisch gestalten und aufbauen dürften, hätten sie deutlich bessere Chance, bei den Fans anzukommen, denn trotz allem Drama, das in der WWE den Vorzug erhält: Die Fans wollen immer noch Action im Ring sehen, und genau das sollte man ihnen auch geben.

3 Kommentare

  1. Wenigstens haben die SmackDown Tag Team Gürtel und die WWE Championship mittlerweile glaubwürdige und dominante Träger, die mir sehr gut gefallen.

    Starker Artikel, New Japan ist wirklich großartig uns ich finde, die meisten Stars strahlen so viel mehr Prestige aus als die Leute bei der WWE. Okada, Omega, Naito ziehen jemanden mit ihrer Persönlichkeit und Auftreten so in den Bann, man möchte sie mit keinem aus der WWE vergleichen, sie wirken als würden sie auf einer oder mehreren Stufen höher stehen.
    Den Entertainment Aspekt bei der WWE möchte ich grundsätzlich gar nicht kritisieren, ich schaue WWE auch stets mit lachendem Auge. An der Qualität sollte man hier arbeiten, denn Segmente sind an sich nichts schlechtes und helfen dabei das Produkt einzigartig zu erhalten.

  2. Bisher der beste Artikel auf Spotfight!
    Ich mein allein der Aufwand den „Julian /Jokey“muss riesig gewesen zusein.
    Ich persönlich schau kein wwe mehr (seit Backlash 2017 ich hab vorher schon weniger geschaut, aber als Jinder oben stand wars vorbei) ich lese mir RAW und Smackdown nur auf der Website meines Vertrauen durch. Meine Lieblings company ist NJPW. Ich schau seit 2010 NJPW (und hab natürlich alles davor nachgeholt? gleiches gilt für Roh) und war noch nie nach einer Show enttäuscht. Und wenn man mal in die Zukunft schaut wird sich, dass nicht ändern,ich meine okada ist 29, omega /Naito sind beide auch keine 40 mit Tanahashi kann man in den nächsten Jahren noch ein paar junge Talente over bringen (wie z. B. Hiromo Takahashi oder Sanada) und dass roster ist allgemein noch sehr jung.
    Sehr Guter Bericht (war fast auf omega vs okada Niveau ?).

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