
Eddie Guerrero ist bis heute einer der beliebtesten Wrestler, die es je gegeben hat. Egal welche Wrestling-Shows man verfolgt, überall sind stetig Callbacks zu Latino Heat zu finden. Guerrero, welcher für das Lügen, Betrügen und Stehlen bekannt war, hat die Fans im Laufe seiner Karriere mit seinem einzigartigen Charisma und seinem unfassbar gutem und sauberen Wrestlingstil immer wieder abgeholt. Ein Charakter, der alle Facetten abbildete, von Comedy bis hin zu höchster Intensität. Auch wenn Eddie heute nicht mehr unter uns ist, so hat er immer noch einen Impact auf das Wrestling mit dem was er geleistet und erreicht hat. Er schaffte es an die Spitze des Business. Jedoch bleibt sein Run als WWE Champion vielen kurz und teils unbefriedigend in Erinnerung. Bis heute gibt es zudem Leute die seinen Run als fehlgeschlagen einstufen. Doch wie kam es dazu?
Abstammend aus einer Wrestling-Familie begann Guerreros Aufstieg in den 90er Jahren. Nachdem er sich in Mexiko und in Japan einen Namen gemacht hatte, schaffte er 1995 den Sprung zu ECW. Wenig später ging es dann bereits zu WCW, wo er bis Ende 1999 blieb. In dieser Zeit bestritt er unter anderem das legendäre Match gegen Rey Mysterio bei Halloween Havoc 1997. Im Jahr 2000 debütierte er dann schließlich bei WWE als Mitglied von The Radicalz an der Seite von Dean Malenko, Perry Saturn und Chris Benoit. Sein erster Run bei WWE verlief durchschnittlich. Im Jahr 2001 wurde Eddie dann wieder von WWE entlassen. Er hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits einer Entzugstherapie unterzogen und wurde dann erneut wegen Trunkenheit am Steuer verhaftet. Nach einigen Monaten schaffte er es jedoch schließlich 2002 zurück zu WWE. Hier begann sein Aufstieg zum wohl beliebtesten Superstar des ganzen Rosters. Ende des Jahres 2003 wurde Eddie bei den Fans immer beliebter und war ein Eckpfeiler von SmackDown geworden.
Er erreichte die Fans mit der Überwindung seiner Sucht, seiner authentischen Ausstrahlung, seinem leidenschaftlichen Charakter und seinem genialen Wrestling. Diese Beliebtheit führte ihn schließlich an die Spitze der Company. Im Februar 2004 bei No Way Out gewann er die WWE Championship in einem herausragenden Match gegen Brock Lesnar. Ein ultimativer Underdog-Moment und gleichzeitig einer der Wiedergutmachung nach überkommener Sucht. Hier startete eine Regentschaft, die sich sehr viele Fans gewünscht hatten. Nachdem Guerrero den Titel bei Wrestlemania 20 gegen Kurt Angle verteidigt hatte, verlor er ihn jedoch bereits in seiner nächsten Fehde gegen JBL, 4 Monate nachdem er ihn gewonnen hatte. Zurückblickend lässt sich argumentieren, dass Guerrero Regentschaft trotz aller Beliebtheit nicht den Status erreichen konnte, den man sich erwünscht hatte.
Ob Guerrero dabei als Champion gescheitert ist, lässt sich allgemein nicht so leicht beurteilen, wie es vielleicht scheint. Sein Run als WWE Champion hat sich nicht so entwickelt wie erwartet und er konnte sich letztlich nicht als absoluter Main Eventer und Top-Draw der Company etablieren. Dafür gibt es mehrere Gründe. Beim reinen Blick auf die Zahlen zeigt sich, dass Guerrero während seiner Zeit als Champion nicht der Draw war, den WWE sich erhofft hat. Während No Way Out 2003 noch 450 000 PPV-Käufe erzielte, kam No Way Out 2004 mit Guerrero im Main Event gerade einmal auf 265 000 PPV Käufe. Die TV-Ratings sind während seines Titelruns bei SmackDown weiter gesunken, es gab vermehrt leere Plätze bei den House Shows. Guerrero kreidete sich diese Zahlen als Champion selbst an, wie er später immer wieder erklärte. Ist es jedoch alleine an ihm festzumachen? Definitiv nicht. SmackDown war im Anschluss an Wrestlemania 20 ein ziemliches Chaos. Mit Kurt Angle, Big Show und Brock Lesnar waren plötzlich drei der Topstars nicht mehr da. RAW war währenddessen mit Stars wie Triple H, Chris Benoit, Shawn Michaels, Randy Orton und Mick Foley vollgepackt. SmackDown bestand aus einem zerfallenden Roster ohne starke Heels mit Guerrero als Champion. Das Momentum was bis Wrestlemania vorhanden war, verflog im Anschluss komplett und Eddie hatte keine starken Gegner. Dementsprechend war auch seine Darstellung nicht zwingend optimal. Die fehlende Starpower bei SmackDown wirkte sich einerseits auf die Ratings aus und gleichzeitig auch auf Guerrero’s Regentschaft.
Weiter wird bei Guerrero auch oft sein äußeres Erscheinungsbild als mögliche Limitierung angesehen. Er entsprach nicht dem Prototyp von Vince, da er zu klein war. Vince hat sich mit dem Booking von Underdogs bereits mehrere Male schwergetan und diese Wrestler nie wirklich als Main Eventer angesehen. Eddie könnte demnach auch ein Versuch von Vince gewesen sein. Eine Reaktion auf das was die Fans wollten und ein Versuch einen kleineren Wrestler als Main Eventer zu etablieren. Auch Kevin Nash hat sich zu diesem Thema mehrmals geäußert. Laut Nash schalten die Leute nicht für sogenannte Vanilla Midgets als Champion ein, da sie mit ihrer Körpergröße nicht das erforderliche Star-Appeal liefern können. Ein kontroverser Take der über die Jahre hinweg häufig diskutiert wurde bei dem sich die Frage stellt: Braucht es Larger than Life Superstars um Zuschauer zu ziehen und als Main Eventer zu funktionieren? Eddie war mit seinem Look zu dieser Zeit kein typischer Main Eventer. Eine Rolle könnte es also schon gespielt haben, da es ihm weder an Ausstrahlung noch an Mic-Skills oder wrestlerischen Fähigkeiten gemangelt hat.
Nach seinem Titelverlust erklärte Eddie, dass er selber nicht mehr der Champion sein wollte. Er konnte mit dem Druck nicht gut umgehen und machte sich selbst für alles verantwortlich. Er betonte, dass sich dies stark auf ihn ausgewirkt hat. Guerrero sei für die Verantwortung die man als WWE Champion trägt mental nicht bereits gewesen, wie er selber meinte. Und so verlor er schließlich den Titel an JBL beim Great American Bash 2004.
All diese Faktoren haben letztlich dazu geführt, dass Guerrero sich während seiner Regentschaft die meiste Zeit nicht wie ein echter World Champion angefühlt hat.
SmackDown hat sich mit ihm an der Spitze zu dieser Zeit mehr wie eine B-Show angefühlt und er selbst hat an Momentum verloren. Der Titel hat ihn nicht ausgemacht. Er hat den Titel nicht ausgemacht. Wie bereits thematisiert war das nicht allein sein Verdienst, sondern wohl ein Ergebnis mehrerer zusammenspielender Faktoren.
Dennoch hatte seine Regentschaft auch gute Eigenschaften. Eddie hat aus einem irrelevanten JBL einen Main Eventer und letztlich dann auch WWE Champion gemacht. Das Match der beiden bei Judgment Day 2004 gilt als eines der brutaleren Matches der WWE Geschichte und hat JBL zum damaligen Zeitpunkt etabliert. Der ganze JBL-Charakter basiert auf dieser Fehde mit Guerrero. In diesem Fall hat er JBL zum Star gemacht und vor allem ein erinnerungswürdiges Match mit ihm hinterlassen.
Sein Titelgewinn und sein Wrestlemania Match gegen Kurt Angle waren zudem absolute Höhepunkte der Regentschaft, auf die man heute noch gerne zurückblickt. Dementsprechend ist es nicht so leicht zu sagen, dass er als Champion komplett gescheitert ist. Beim Blick auf die Zahlen ist er als Draw und Main Eventer zu dieser Zeit gescheitert. Jedoch erinnert man sich bis heute an Momente und Matches aus der Zeit.
Zudem hat Guerrero dem John Bradshaw Layfield-Charakter den Weg geebnet. Gescheitert ist Eddie vor allem in dem Sinne, dass er als Champion nie die Höhepunkte erreichen konnte, die sich Fans erwartet und erwünscht hatten. Guerrero hat während der Regentschaft jedoch vor allem im Ring erneut bewiesen, dass er in große Matches und Fehden gehört. Das zeigte sich auch nach Verlust des Titels immer wieder, beispielsweise in seinen Fehden mit Rey Mysterio oder Batista. Wenn er auch nicht unbedingt der erfolgreichste WWE Champion aller Zeiten war, so war sein Titelgewinn mehr als verdient und Latino Heat wird auch so auf Ewigkeit unvergessen bleiben.
Gill Mertens, Lucas Helmdach, Jonathan Guthy
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