DAS ENDE DES UNDERTAKERS | WWE Survivor Series 2020 Sarkasmus-Review

Leute, die 34. alljährlichen Hungerspiele sind vorbei. Es war die Schlacht der Brands, der epische Kampf um die Vormachtstellung bei WWE, die eine einzige Nacht im Jahr, in der Raw- und SmackDown-Superstars aufeinandertreffen. Und gewonnen hat! [Trommelwirbel] Ja wer eigentlich? Moment… Ich guck das kurz für euch nach, wartet. [Zettel knistern]. Ah genau, es müsste Raw sein. Die WWE hat in diesem Jahr davon Abstand genommen, uns den Gewinner zu verkünden, da in einigen Matches noch einmal die Ref-Counts nachgezählt werden müssen, Re-Matches nicht ausgeschlossen. Aber nach aktuellem Kenntnisstand hat Raw gewonnen und wird dies sicherlich bei jenem Raw am Montag in aller Ausführlichkeit befeiern und dann eine Woche später, wie es die Tradition erfordert, komplett vergessen haben. Aber gehen wir die Show doch einfach durch, denn dafür habt ihr allem Anschein nach dieses Video angeklickt.

Drei Titel-Matches haben wir in dieser Nacht gesehen, was für eine dieser neuen fancy Raw-versus-SmackDown-Survivor-Series-Nächte durchaus ungewöhnlich ist. Dreimal hat zu unserer Unterhaltung der 24/7-Title seinen Besitzer gewechselt, erst von R-Truth zum Gobbledy Gooker, dann vom Gobbledy Gooker zu Akira Tozawa und dann von Akira Tozawa zurück zu R-Truth, denn am Ende ist es immer R-Truth. Ach und der Gobbledy Gooker war dabei und hat eine Kralle verloren. Fragt einfach nicht nach.

In der prall gefüllten Dual-Brand-Battle-Royal mit allem, was laufen kann und kein weltweit grassierendes Virus intus hat, hat dann The Miz gewonnen und schön seinen Money-in-the-Bank-Koffer gezeigt, wodurch jedem weltweit klar war, dass heute nicht eingecasht wird. Wenn ihr in der Mittagspause etwas Langeweile habt: Schaut euch doch die Battle-Royal noch einmal an und ratet, wer zu welchem Brand gehört.

Dann ging aber die Main-Show auch schon los mit dem traditionellen Five-on-Five-Survivor-Series-Match, denn es ist die einzige Nacht des Jahres, in der Raw- und SmackDown-Superstars aufeinandertreffen. Etwa sechs Wochen hatte jeder nach dem letzten Draft Zeit, um sich für diese Nacht mit Herzblut auszustatten und auch ich hab mich fleißig hinreißen lassen von all der spannenden Brand-Supremecy-Geschichte. Gut, Seth Rollins war jetzt über vier Jahre bei Raw, da kann man’s verstehen, dass er sich einfach weg-brogue-kicken lässt. Aber sonst waren die meisten schon irgendwie vom eigenen Brand überzeugt. 5 zu 0 hat Raw dann den Laden weggefetzt und wenn diese Survivor Series einen allerbesten Moment hatte, dann sicherlich der Blick von AJ Styles, nachdem er sein Team am Ende doch noch vereint hat.

Weiter ging es mit etwa drei Stunden Backstage-Schreierei der Street Profits, ehe The New Day mit ihrer Entrance die Gears-of-War-Werbeshow einläuteten. Überhaupt wurde viel geentrancet in dieser Nacht. Viel und lange.

Und dann kam auch schon wieder der nächste rein. In dem Fall war es (nach dem durchaus sehr coolen Tag-Match) IC-Champ Sami Zayn, der von Bobby Lashley nach allen Regeln der Kunst acht Minuten durch den Ring geworfen wurde. Dann kam auch schon wieder wer zum Ring, in dem Fall Sasha Banks und Asuka mit einem feinen, aber zu kurzem Match. Die brauchten die Zeit wohl für die 15 Entrances in der Survivor-Series-Post-Show. Wrestling wird überbewertet.

In der einzigen Nacht des Jahres, in der Raw- und SmackDown ach ihr kennt die Catchphrase. Retribution jedenfalls hatte auch schon wieder keinen Bock auf Pay-per-View. Hat sich die WWE mal vor ein paar Monaten vorgenommen, diesen Big Four zum großen Aufeinandertreffen von WWE versus Retribution zu machen. So richtig mit Storyline dahinter und Intensität und Chaos. Haben sie verworfen die Pläne. Bitter.

Na jedenfalls stand Lana im traditionellen Frauen-Survivor-Dings-Match Five on Five irgendwann auf der Treppe und durfte nix mehr sagen. Dann hat sie kurz zum nochmal Vergewissern auf ihr Raw-Shirt geguckt und sich gesagt: „Nein, ich gehe jetzt nicht nach Hause und lass mein Raw im Stich. Raw, ich liebe dich“. Und so blieb Lana auf der Ringtreppe stehen und guckte ne Viertelstunde lang ungefähr so wie ich beim 0:6 gegen Spanien. Sie hat zum Beispiel geguckt, wie Peyton Royce völlig aus dem Nichts Bayley gepinnt hat, was Bayley ausreichend Momentum wegnimmt, dass es egal ist, dass Peyton Royce hieraus niemals Kapital schlagen wird. Also erfahrungsgemäß. Und dann hat Lana geguckt, wie sie auf einmal im swervigsten Swerve dieser Nacht die Lone Survivornesse wurde, weil Bianca Belair und Nia Jax beide nicht die Wrestling-Regeln kennen. Haben sich für Lana doch die neun Samoan-Drops durch den Kommentatoren-Tisch am Ende gelohnt und wir feiern unsere neue Heldin.

Und dann war plötzlich Main-Event. Roman Reigns gegen Drew McIntyre, was uns letztes Jahr bei Wrestlemania komplett am Arsch vorbeigegangen ist, aber jetzt den Mega-Hype in uns auslösen konnte. So geht Wrestling, wenn es gut gemacht ist. Und passend zum erstaunlicherweise gar nicht so oft erwähnten Motto „best of the best“ hat das Match durchaus geliefert, auch wenn die große Frage war, ob am Ende Miz, Sheamus, der Fiend oder Jey Uso für Reigns eingreift. Es war Jey Uso. In den ersten 15 Minuten haben die Writer dummerweise vergessen, das Match von Randy Orton auf Drew McIntyre umzuschreiben und so passierte praktisch nix außer langsam-methodischem Ringschach. Oder halt je nach Sichtweise einiges an Langeweile. Aber dann kamen sie in Fahrt, Drew hat die Lana gemacht und ging per Samoan-Drop durchs Kommentatoren-Pult und wurde zum Schluss (hinreichend protected von Reigns) ins Reich der Claymore-Träume befördert. Dabei standen die Wettquoten doch ungefähr 12.050 zu 1 auf ein WWE-typisches DQ-Finish, um irgendwie aus der Nummer herauszukommen, dass keiner verlieren darf. Am Ende heißt es 4:3 für Raw und das bedeutet … genau gar nichts. Es war eine solide Show, die drei Fragen aufwirft: Wo war NXT? Warum gab es so viele Belly-to-Bellys? Und warum war die Show noch gar nicht zuende?

Ehre, wem Ehre gebührt und dem Undertaker gebührt eine ganze Menge Ehre und vermutlich sollte er für sein Lebenswerk auch mit dem Ende eines Big-Four-Pay-per-Views belohnt werden. Mein Kindheitsheld, die Ikone! Viele Weggefährten verabschieden ihn. Wichtig war, dass von all der Ehrengästen mit Legendenstatus Shane McMahon als Erster herauskommt. Wenn der mal abtritt, dann werden alle ab da dann in die Shane-McMahon-Hall-of-Fame eingeführt. Und dann kamen in aller Ruhe weitere Legenden von Mick Foley bis Shawn Michaels. Entrances halt zur Abwechslung. Und dann waren jede Menge alte Männer im Ring, haben fleißig Speichel ausgetauscht und dann waren die auch alle auf einmal wieder weg. Das war natürlich eine klasse Abschiedsparty und der Ehrengast war zu diesem Zeitpunkt irgendwie noch verhindert. Jetzt hätte man nach dem obligatorischen Video-Package natürlich auch Ted DiBiase den Undertaker announcen lassen können, so wie er es auch damals vor 12.050 Tagen getan hat, aber wir hatten heute erst einen McMahon und diesmal wollte Vince höchstselbst ins Rampenlicht.

Und dann kam nur noch eine einzige Entrance. Die Entrance aller Entrances. Und an dieser Stelle verlasse ich den Sarkasmus-Modus und verneige mich wie wir vermutlich alle vor dem Lebenswerk des Undertakers. Hätte man nicht vorher stattdessen einfach 15-mal den Undertaker reinkommen lassen können? Ich hätte es gefeiert und es wäre jedes Mal geil gewesen. Es ist immer so wenig passiert und doch so viel. Nie hat die Crowd so sehr gefehlt wie bei diesem Farewell, als blecherne Fake-Chants dem Augenblick nicht gerecht werden konnten. Diesen epischen Entrance werden wir nun nie wieder bekommen. Bis ein Scheich mit ein em Geldkoffer winkt.

Produktion: Marcel Weber, Jonathan Guthy

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