Die großartige Transformation von Dean Ambrose zu Jon Moxley

Jonathan David Good, Dean Ambrose oder Jon Moxley. Drei Namen, hinter denen ein Mann steht, der Wrestling im Blut hat.

Seit 15 Jahren steigt er zwischen die Seile, um seiner großen Leidenschaft nachzugehen und Massen von Wrestling-Fans zu begeistern. Die drei Namen stehen dabei als Synonyme für verschiedene Stadien seiner Karriere.

2004 begann Jonathan Good seine Karriere unter dem Namen, den Justin Roberts Mittwochabends bei AEW Dynamite so enthusiastisch ins Mikrophon brüllt: Jon Moxley. Jahrelang tat er das, was er liebte: wrestlen und die Crowd begeistern. Dabei arbeitete er sich hoch zu einer Legende des Hardcore-Wrestling, nahm am berüchtigten Tournament of Death teil und wurde sogar CZW-World-Champion. Während dieser Zeit in den Independent-Promotions lebte Moxley sich aus, konnte sein, wer immer er wollte. Er hatte das, was ihm in den nächsten Jahren fehlen sollte: vollkommene kreative Freiheit.

2011 unterschrieb Good einen Entwicklungsvertrag bei der WWE. Er debütierte in der Development-Liga FCW, die später NXT wurde, und lieferte sich klasse Matches und Fehden – unter anderem mit Seth Rollins. Dieser sollte eine große Rolle in seiner Karriere spielen; denn am 18. November 2012  gab der jetzt unter dem Namen Dean Ambrose bekannte Jonathan Good sein WWE-Main-Roster-Debüt. Bei der Survivor Series griff er zusammen mit dem eben angesprochenen Seth Rollins und Roman Reigns in das WWE-Championship-Match zwischen CM Punk, John Cena und Ryback ein. Es war die Geburtsstunde des Shield, einer der größten Stables der WWE-Geschichte; zu vergleichen mit Evolution oder D-Generation X. Ambrose fungierte dank seines Charismas meist auch als Sprachrohr des Stables und spielte eine abgeschwächte Version des originalen Hardcore-Jon-Moxley-Charakters.

In der Folge gewann Ambrose als Teil des Shields und, nach dessen Auflösung, als Einzelwrestler Championship um Championship um Championship und kann sich heute als Grand-Slam-Champion bezeichnen. Doch während er in teilweise unterhaltsame Storylines verwickelt war, gab es immer wieder Segmente, die seinen Charakter entweder ins lächerliche zogen und ihm damit seine Kredibilität ENTzogen; oder Segmente, in denen er sich offensichtlich unwohl fühlte. Als Beispiel ist hier seine Promo gegen seinen guten Freund Roman Reigns zu nennen, in der er sich über dessen Leukämie-Erkrankung lustig machen sollte. Ambrose verkam immer mehr zu einer Parodie seiner selbst – und so entschied er sich dazu, seinen 2019 auslaufenden WWE-Vertrag nicht zu verlängern. Jonathan Good kehrte dem Charakter Dean Ambrose den Rücken zu und wandte sich an seine Vergangenheit, an Jon Moxley.

Man hatte schon länger das Gefühl gehabt, diese unzensierte, blutrünstige Version lauert unter der Fassade des kinderfreundlichen Dean Ambrose; und für viele Fans war es eine große Freude, diese Version beim ersten offiziellen Event der neu gegründeten Promotion AEW zu sehen zu bekommen. Jon Moxley, acht Jahre älter, attackierte am Ende von Double or Nothing Kenny Omega, den vielleicht besten Wrestler der Welt, und setzte damit ein fettes Ausrufezeichen: Moxley ist zurück. Und er ist da, um zu bleiben.
Der wahre Jon war ausgebrochen, der Wrestler hatte das Kostüm des Sports Entertainers abgeworfen und konnte endlich das machen, was er doch eigentlich immer nur machen wollte: wrestlen. Und zwar alles und jeden. Nun, mit einem AEW-Vertrag in der Tasche, reiste er nach Japan, nahm am Mega-Turnier G1 teil, gewann die IWGP United States Championship und war praktisch nicht aufzuhalten – bis ihn eine Verletzung aufhielt. Jon Moxley war gealtert. Keine 20 Jahre, aber dennoch. Er konnte keine 25 Matches im Monat wrestlen. Der Körper zahlt den Preis für diesen Lifestyle. Moxley verpasste AEWs All Out PPV, bei dem er eigentlich gegen Kenny Omega antreten sollte. Fast schien es so, als wäre der Hype um die eigentlich größte Attraktion von All Elite Wrestling vorbei.

Doch Jon Moxley ist nicht nur gealtert, er ist auch gereift. Besser gesagt: Jonathan Good ist gereift. Er hat alles erlebt, was Moxley und Ambrose erlebt haben. Er weiß mittlerweile, was sein Körper aushalten kann. Er kurierte die Verletzung aus und gab bei der ersten Show von AEW Dynamite sein Comeback. Er wrestlet intelligenter. Aber immer noch 100% volle Power. Er hat sich seine Kredibilität zurückgeholt. Und wie? Indem er wieder macht, was er will, indem er sich auslebt; wenn auch nicht ganz so Hardcore wie früher. Aber er ist wieder mit Leidenschaft dabei.
Von wem rede ich jetzt? Von Jon Moxley natürlich, aber in erster Linie von Jonathan David Good. Und bestimmt auch von Dean Ambrose, der jetzt seinerseits unter der Oberfläche lauert – als stiller Beobachter und Genießer. Wissend, dass er seinen Teil dazu beigetragen hat, den neuen, den verbesserten, den großartigen Jon Moxley zu erschaffen. Mox is back. Hoffen wir, dass er nicht so schnell wieder geht.

Autor: Leon Karasch

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