HEAT! HEAT! HEAT! – Wenn es keine Helden mehr gibt … (BRENNPUNKT WRESTLING)

Helden sind Special!

Aus einem mir nicht einleuchtenden Grund hält Vince McMahon es für überragend, wenn am Ende des Tages ganz viel HEAT kreiert wird und den Fans Momente verwehrt werden, die sie gerne sehen würden. Es geht nicht darum, den Fans entgegenzukommen. Es geht weder darum, auf einen „Pay-Off“ hinzuarbeiten, noch im dem Sinne zu handeln, dass am Ende des Tages ein Superstar wirklich auch im Sinne des Publikums von etwas profitiert. Grundsätzlich würde es den Offiziellen einmal gut tun, sich daran zu orientieren, wie bestimmte Dinge in den vergangenen Jahren schon funktioniert haben. Egal wie quer sich die WWE bei Daniel Bryan beispielsweise gestellt hat – seine Geschichte war ein absoluter Selbstläufer, der letztlich auch bei Wrestlemania 30 sein vorläufiges Happy End fand. Wenige Wochen vorher glaubte Vince McMahon jedoch, dass Randy Orton vs Batista der größte Main Event aller Zeiten sei. Ein Indiz dafür, warum viel berechtigte Kritik an den Entscheidungen des Chairmans geübt wird. Dem WWE Programm fehlen Persönlichkeiten, für welche die breite Masse bereit ist, gern einzuschalten. Sie wollen mit ihrem Liebling mitfiebern können. In Teilen ist das möglich – so erfreut sich AJ Styles beispielsweise einer großen Beliebtheit und einem großen Maß an Anerkennung für seine Fähigkeiten, unabhängig von seinen Charakterzügen in den Shows. Ehre wem Ehre gebührt, blöderweise reicht das allein nicht aus. Aber ist es denn so schwer, gute Geschichten zu schreiben? Geschichten, an dessen Ende ein neuer Held geboren wird, den tatsächlich auch alle mögen? Ja, ist es.

2 Kommentare

  1. Ein sehr gut geschriebener Artikel, der vieles, was momentan schief läuft beleuchtet. Nur die Schlussfolgerung ist glaube ich nicht ganz richtig. Geht es Vince bei Cena und Reigns um laute Reaktionen jedweder Art? Vielleicht ergänzend. Aber der Hauptgrund für die Pushs der beiden ist nach meiner Ansicht rein finanzieller und marketingtechnischer Natur. Nehmen wir mal John Cena. Ich glaube, es wäre für die WWE seit etlichen Jahren ein Leichtes, ihn für das Hallenpublikum und die Smarks wieder attraktiver zu machen. Weg mit den quietschbunten Klamotten, dem Tüchlein, dem HLR Getue, hin zu einem Charakter, der deutlich „edgier“ ist, ein paar knackigere Catchphrases, aggressiveres Micwork, andere Darstellung im Ring, also eher eine Art Tweener sag ich mal. Es muss nicht mal ein kompletter Heelturn sein. Ich möchte behaupten, es würde zumindest ein paar Leute mehr mitnehmen, die für ihn Stimmung in der Halle machen und die auch schon hörbar im Stimmbruch oder darüber sind. ABER: Könnte so eine Figur die Kids Choice Awards moderieren? Oder glaubhaft Charityaktionen machen, sprich Öffentlichkeitsarbeit? Im erzkonservativen Amerika eher nicht. In der Attitude Ära zB war das auch nicht in dem Maße erforderlich wie heute. Da hing alles davon ab, die WCW zu schlagen, in Sachen Live Zuschauer und in Sachen Ratings. Aber diese Zeiten sind vorbei. Das lineare Fernsehen verliert zunehmend an Bedeutungslosigkeit, die Kohle bringen die Kids, die sich Merch, Figuren etc. holen und die von ihren Eltern das Network abonniert bekommen. Und die Fans, die meckern, die Reigns aus der Halle buhen, die kommen ja trotzdem und die schauen auch trotzdem noch die Shows im Fernsehen oder im Internet. Also worin besteht dann aus rein finanzieller Sicht (und nur um die geht es, spätestens seit dem Börsengang!) der Vorteil, auf die Smarks in der Halle zu hören, und einen Finn Balor, Sami Zayn oder gar Rusev zu pushen? Alle und noch viele mehr, die ich nicht aufgezählt habe, hätten das Spotlight verdient, keine Frage. Alle würden die Halle zum kochen bringen mit einem Sieg. Aber braucht die WWE das? Keiner von denen hat objektiv betrachtet das rein finanzielle Potential eines Cena bzw. künftig eines Roman Reigns. Welches Kind würde sich ein Rusev Poster ins Zimmer hängen, seine Frühstücksflocken aus einer Rusev Day Schale essen oder sein Mittagessen aus einer Sami Zayn Lunchbox? Da ist die Zielgruppe von Reigns doch um ein Vielfaches größer.
    Und das war – mit Ausnahe der Attitude Ära, die halt dummerweise in den Köpfen von uns älteren Fans immer noch glorreich in Erinnerung ist – immer schon so. Auch in der Hogan Ära gab es reihenweise bockstarke Wrestler, die deutlich mehr drauf hatten als Hogan. Aber der war der Star, er hat verkauft, er hat Wrestling in den Medien vertreten und erst so richtig populär gemacht.
    Daher glaube ich, dass es durchaus auch heute noch möglich wäre, Heldengeschichten zu schreiben. Die klassische „Rocky“-Underdog Story zieht nach wie vor und kann beliebig abgewandelt werden. Wenn man es denn wollen würde. Denn in einer Zeit, wo für die WWE die Aktionäre deutlich wichtiger sind, als ein paar buhende Fans in der Halle, wird nur noch nach nackten Zahlen gebookt. Und die sprechen bzw sprachen einfach für Cena und jetzt für Reigns. Mit Abstrichen auch für AJ Styles, der zum Glück von allen Seiten akzeptiert wird. Er verkauft UND wird von den Smarks ob seiner Leistungen in den letzten 15 Jahren gefeiert.
    Aber wenn nicht von irgendwoher mal wieder ein Milliardär kommt, der zufällig Wrestlingfan ist und etwas aus dem Boden stampft, was halbwegs eine Konkurrenz für WWE sein könnte, dann wird sich an der ganzen Lage auch nichts mehr ändern. Ganz einfach weil es nicht notwendig ist für die WWE. Die Kohle fließt so und so.

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