Unmenschlich: WWE in der Corona-Krise | Video-Kommentar

Dieser Video-Artikel ist ein meinungsbetonter Kommentar von Jonathan Guthy.

Ihr kennt mich als WWE-Optimisten. Als jemanden, der öfter als üblich verteidigt, was bei RAW und SmackDown abgeht. Was bei WWE allgemein aktuell abgeht, kann niemand verteidigen.

Die Corona-Pandemie sorgt für Ausnahmezustände. Und sie fordert Unternehmen wie WWE heraus. Eingeschränkte Arbeitsbedingungen, keine Live-Zuschauer mehr und daraus folgende finanzielle Rückschläge. Vielen Firmen droht die Insolvenz, WWE ist weit davon entfernt. Trotzdem reagieren sie auf diese Krise, als hätten sie alles zu verlieren.

Auf Biegen und Brechen zieht Chef Vince McMahon alle Shows durch. WrestleMania zweitägig. RAW und SmackDown laufen weiter, mittlerweile sogar wieder live. Für Produktionsteam, Crew und vor allem für die Wrestler sind das unglaubliche Strapazen. Immer wieder anreisen, sich dem Ansteckungsrisiko aussetzen, Vollkontakt-Sport. Die Aktiven könnten symptomlos sein, gar nicht merken, dass sie infiziert sind, sich gegenseitig anstecken und dann mit dem Virus in die Familie zurückkehren. Roman Reigns hat deswegen den Schlussstrich gezogen und vor seinem WrestleMania-Match sämtliche Auftritte abgesagt. Er gehört mit seiner Leukämie-Vorerkrankung zur Risikogruppe. Aber allein die Tatsache, dass Reigns die Verantwortung für seine Gesundheit selbst übernehmen muss und WWE das nicht vorher getan hat, gibt zu denken.

Trotz Lockdown produziert WWE weiter. Teilweise sogar illegal. Laut dem Nachrichtensender „News 13“ hat die lokale Polizei Anfang des Monats gegen WWE ermittelt. Nach Prüfung der Lage folgte eine Anordnung zur Schließung. Dann kam von ganz oben die Anweisung, dass WWE weiter produzieren darf. Mittlerweile gelten sie als systemrelevant. „Essential Business“. Wrestling, als notwendiges, unverzichtbares Geschäft. Laut WWE und Regierung brauchen die USA grade jetzt diese sportliche Unterhaltung. Aber brauchen sie die wirklich? Wirklich um jeden Preis?

Diese Pandemie ist für viele der notwendige Zeitpunkt einer Pause. Das ist unfreiwillig, aber oft einfach richtig. Auch für WWE wäre diese Pause richtig. Wird aber nicht Realität. Nicht solange Vince McMahon weiter nur die Dollarscheine in den Augen hat. Die Show und der Umsatz. Das hat Priorität. Dafür werden Menschenleben gefährdet. Klingt hart, vielleicht übertrieben, aber wir kennen die Auswirkungen dieses Virus. Es ist eine immense Gefahr. WWE sollte jetzt für ihre Mitarbeiter einstehen, sie schützen. Aber dann das …

Am Mittwochabend entlässt WWE einen Wrestler nach dem anderen. Stunden verkündigen die Pressemitarbeiter Abgang nach Abgang. Rücksichtslos, fast sadistisch machen sie daraus ein Social-Media-Event. Post für Post, Tweet für Tweet. Fans und Wrestler sitzen sprachlos vor ihren Geräten, schreiben über ihren Frust. Betroffene äußern sich fassungslos.

Das ist die eine Seite. Doch nicht nur In-Ring-Akteure werden gefeuert. Auch hinter den Kulissen müssen zahlreiche Mitarbeiter gehen. Eine interne WWE-Quelle sagt, dass Hunderte gekündigt wurden. Eine Entlassungswelle war abzusehen, dass sie so groß ausfällt aber nicht. Hunderte, die in der Krise ihren Anker verlieren, ein Stück Sicherheit, das weggerissen wird zum völlig falschen Zeitpunkt.

Sparmaßnahmen sind wirtschaftlich völlig verständlich und normal. Grade in diesen Zeiten. Aber WWE hat längt Maß und Ziel verloren. Vince McMahon schlägt wild um sich, versucht sein Vermögen hysterisch zu horten. Sitzend auf einem gigantischen Turm von Dollars.

Diese gefeuerten Mitarbeiter kosten ihn jetzt nichts mehr. Aber die Art und Weise wie er mit dieser Krise umgeht, kostet ihn viel mehr, als seine Wrestler je hätten kosten können. Vince McMahon: Für das Geld auf Kosten von Vertrauen, Solidarität und Menschlichkeit.

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