Guatemala, Rigoberta Cortes musste schmunzeln, als sie an ihrer heißen Schokolade nippte. So sehr sie sich für andere Kulturen interessierte, so sehr musste sie sich eingestehen, wie landestypisch es doch war, niemals auf jenes Getränk zu verzichten.
Im Hintergrund hörte sie lautes Kinderlachen. Eine Gruppe von ca. 20 Schülern tobte um ihre amerikanische Kollegin. Joan brachte den Kindern in den Pausen oft die verschiedensten Tänze bei.
Rigoberta und Joan hatten sich auf Anhieb verstanden. Sie bewunderte die Geduld der muskulösen Frau, die nun schon seit einem halben Jahr die englische Sprache an ihrer Schule lehrte. Joan kam als Teil des amerikanischen Friedenscorps nach Guatemala.
Obwohl sie fließend Deutsch, Spanisch und Französisch sprach, wollte Joan eigentlich immer Tänzerin werden. Sie hatte so oft davon gesprochen. Rigoberta war die Einzige an der Schule, die verstehen konnte, wieso Joan nun an Bodybuilding Meisterschaften teilnahm. Sie suchte noch immer den Wettbewerb.
Die Kollegen am Schreibtisch gegenüber tuschelten mal wieder: „Joan sehe doch mehr aus wie ein Juan“.Zu sehr maskulin wirkte die Fremde. Rigoberta warf dann, wie immer, mit bösen Blicken um sich. Sie wusste, dass Joan die Ablehnungen mitbekam. Und sie machten sie traurig, obwohl sie nie etwas dazu sagte.
Eines Tages, so dachte Rigoberta, wird Joan die stärkste Frau der Welt sein. Niemand würde sich mehr über sie lustig machen. Und wieder musste sie schmunzeln, als sie an ihrer Schokolade nippte.
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